Unser Führer erklärte uns, daß alle Minen privat abgebaut werden und daß es momentan 250 Stück davon gibt. Die Leute verdienen das vierfache des Duchschnittslohnes in Bolivien und können somit ihren Familien ein gutes Leben verschaffen. Allerdings sind die Arbeiter nach 10 - 12 Jahren am Ende. Sie schleppen das Silbererz auf dem Rücken durch die Stollen ins Freie. Wir konnten stellenweise nicht aufrecht gehen, so eng waren die Stollen. Die meisten arbeiten 36 Stunden am Stück und legen dann eine 36-stündige Pause ein. In der Zeit arbeitet dann der Kompagnon im Stollen. Durch den Genuß des Cocas halten sie so lange durch. Sie schlagen z. B. 4 Stunden lang von Hand ein kleines Loch in das Gestein, um eine Dynamitstange anbringen zu können. Auf der für Bolivien typischen Schotterpiste ging es in das Salar de Uyuni, dem größten Salzsee der Erde. Der Salzsee sollte eigentlich bereits knochentrocken sein, aber in diesem Jahr hatte es im Mai noch geregnet.
Deshalb standen an der Einfahrt noch ein paar Wasserpfützen. Die Einheimischen kratzen das Salz zusammen und verkaufen es als Speisesalz. Das Salar war die beste Straße in Bolivien und wir konnten die Motorräder endlich mal wieder auf 120 km/h beschleunigen. So schnell sind wir schon lange nicht mehr gefahren.Der Salzsee hat ungefähr einen Durchmesser von 130 Kilometern und man muß aufpassen, daß man nicht die Orientierung verliert. Man sieht bis zum Horizont nur weißes Salz und blauen Himmel. Wenn man genau hinsieht, erkennt man die Erdkrümmung. Wir verließen den Salzsee am südlichen Ausgang und mußten so einen Kilometer durch 30 cm tiefes Salzwasser fahren um auf das Festland zu kommen. Danach stellten wir fest, daß an Julias Motorrad das Öl aus dem Stoßdämpfer lief. Eigentlich ein Wunder, daß das Orginalteil überhaupt so lange durchhielt (95.000 km).
Wir hatten nun 2 Möglichkeiten zur Auswahl: Mit dem defekten Dämpfer zurück nach La Paz oder weiter nach Chile. Wir entschieden uns für Chile. Die Schotterpiste führte wieder mal auf 5000 Meter Höhe durch eine traumhaft schöne Landschaft. Auf der Strecke lagen verschiedene Seen, die immer eine unterschiedliche Farbe hatten. So schimmerte der eine blau, der andere grün und der nächste rostrot. In jedem See standen rosa Flamingos. Wir waren überrascht, diese Vögel in so einer Höhenlage vorzufinden, zumal es Nachts ziemlich frostig wurde. Wir hatten die eine Nacht sogar Frost mit -10°C im Zelt. Als wir die Grenze zu Chile überschritten, fühlten wir uns wieder zurück in der Zivilisation. Die Straße war geteert, es gab Leitplanken und wieder Wegweiser. Der Grenzposten bei San Pedro de Atacama nahm uns die frischen Lebensmittel ab. Eine Einfuhr dieser Dinge nach Chile ist nämlich verboten.